Wie ich arbeite und worauf ich Wert lege

Honigbienen gibt es in der heutigen Form wahrscheinlich seit ca. 40 Mio. Jahren - damit sind sie ca. 250 Mal so alt wie wir Menschen. Nicht nur deshalb müssen wir auf das Wesen der Tiere Rücksicht nehmen. Die Bienenhaltung ist immer ein Kompromiss zwischen den Bedürfnissen der Bienen und Imker. Mir ist wichtig, den Bienen ein Umfeld zu bieten, was ihrer Lebensweise sehr nahe kommt und meine Arbeitsweise immer mehr an sie anzupassen. Darum ist hoher Honigertrag bei geringsten Kosten und Aufwand nur ein untergeordnetes Ziel unserer Honigmacherei.

Worin leben meine Honigbienen?

Unsere Bienenbeute
Unsere Bienenbeute

Die Bienenwohnungen sind aus Holz ohne chemisch-synthetische Anstriche. Dieses Material kommt den natürlichen Behausungen der Honigbienen nahe und eine spätere Entsorgung beeinträchtigt nicht unsere Natur. Um das Holz besser vor der Witterung zu schützen, werden die Holzteile nach und nach mit einer Farbe gestrichen, die auch bei Bioimkern eingesetzt werden darf.

Die große Herausforderung: Bienengesundheit

Leider haben die Bienen bei uns seit den 1970er Jahren mit der Varroa-Milbe zu kämpfen. Diese wurde bei Bienenimporten aus Asien eingeschleppt. Die dortigen Bienen haben im Laufe der Evolution mit diesen Milben ein Auskommen gefunden, dass sich die negativen Einflüsse der Milben in Grenzen halten. Bisher haben Auslese und Wissenschaft noch keine Möglichkeit gefunden, unsere europäischen Bienen resistent gegen diese Varroa-Milbe zu machen.

Daher ist es leider derzeit noch nötig, die Bienen mehrmals im Laufe eines Jahres gegen diesen Parasiten zu behandeln. Sonst würden die Völker wohl irgendwann durch den Stress, den die Milben verursachen, oder die Krankheiten, die sie verbreiten, eingehen. Seit dem Auftreten der Varroa-Milbe wurde viel experimentiert. So wurden chemisch-synthetische Mittel eingesetzt, gegen die die Milbe allerdings im Laufe der Jahre Resistenzen gebildet hat. Ein weiteres großes Problem sind die Ablagerungen, die diese Mittel im Laufe der Jahre im Bienenwachs ansammelten. Wir Imker verwenden einen Teil des Wachse für den Wabenneubau wieder, sodass das belastete Wachs schwierig zu entfernen ist.

Drohnenrahmen schneiden
Drohnenrahmen schneiden

Bis ich bessere Alternativen gefunden haben, behandele ich meine Bienen mit den organischen Mitteln Milch-, Ameisen- und Oxalsäure. Diese hinterlassen langfristig keine Spuren im Wachs, da sie sich mit der Zeit verflüchtigen. Für die Bienen sind sie einigermaßen verträglich. Um Rückstände im Honig zu vermeiden, erfolgen diese Behandlungen nach der letzten Honigernte eines Jahres bis Anfang Winter. Jungvölker können im ganzen Jahr ihrer Bildung behandelt werden, da sie erst im Folgejahr Honig für meine Ernte sammeln. Bis dahin sind die natürlichen Rückstande dieser Mittel abgebaut, sodass sie nicht in den Honig gelangen und die Milben keine Resistenzen aufbauen können.

 

Weiterhin lasse ich die Bienen sogenannte Drohnenwaben ausbauen. Die Zellen, in denen die männlichen Bienen aufgezogen werden, sind etwas größer als die für die Arbeiterinnen. Der Vermehrungs- und Lebenszyklus der Varroa-Milbe passt sehr gut zur Entwicklungszeit der Drohnen, sodass die Milben wohl bevorzugt deren Larven aufsuchen. Dieses Wachs schmelze ich oft ein. Damit lassen sich in der Zeit, in der sich ein Bienenvolk vergrößert, sehr viele Milben entnehmen, die bei der weiteren Volksentwicklung nicht mehr stören. Ein weitere positiver Nebeneffekt ist das frische Wachs dieser Waben. Es stammt nämlich ausschließlich von meinen Bienen und ist damit frei von unbekannten Rückständen.

All diese Behandlungsmethoden verursachen natürlich einigen Stress für die Bienen. Daher bin ich immer auf der Suche nach alternativen Methoden, um die Milben zu reduzieren. So provoziere ich bei einem Teil unserer Bienenvölker eine sogenannte Brutpause im Sommer. Dadurch muss die Varroa-Milbe ihre Vermehrung unterbrechen und die Bienen finden so vielleicht ein besseres Auskommen mit dem Parasiten. Solch eine Brutpause ist übrigens etwas ganz natürliches bei einem Bienenvolk. Wenn nämlich in einem Bienenschwarm die alte Königin mit einem Teil der Bienen die Bienenbehausung verlässt, dauert es einige Zeit, bis die neue Königin mit dem Eierlegen beginnt. Die Zwischenzeit soll sich gesundend auf das Bienenvolk auswirken, da sich die zurückgebliebenen Bienen weniger mit der Brutpflege sondern mehr mit dem Zellenputzen beschäftigen. Und da die Varroa-Milbe sich nur an der Bienenbrut vermehren kann, ist dies für eine gewisse Zeit unterbrochen.

Die Varroa-Milben sind zwar die vorrangigen Feinde unserer Bienen - aber natürlich nicht die einzigen. Es gibt weitere Parasiten und Krankheiten, die wir im Auge behalten müssen. Neben unserer Kontrollen und dem fachlichen Austausch mit Imkerkolleg_innen lassen wir unsere Bienen in unregelmäßigen Abständen vom Bieneninstitut oder Veterinäramt untersuchen.

Vertrauenssache Bienenwachs

Bienen auf ihren Waben
Bienen auf ihren Waben

Das Bienenwachs ist eigentlich das wertvollere Produkt der Honigbienen. Wenn ein Volk auch viele Kilogramm Honig in einer Saison sammeln kann, produziert es doch nicht mal ein halbes Kilogramm neues Wachs. Dabei nimmt es eine wichtige Rolle im Bienenvolk ein. Es ist u.a. Kinderstube, Honiglager und "Tanzboden". Daneben befördert es als Stoffwechselendprodukt Schadstoffe aus dem Bienenkörper.

Auch von uns Menschen ins Bienenvolk eingebrachte Fremdstoffe (z.B. Medikamente, die früher zur Krankheitsbekämpfung verwendet wurden) sammeln sich im Bienenwachs an. Und wird altes Wachs immer wieder verwendet, steigt die Schadstoffkonzentration. Wir geben unseren Bienen sog. Mittelwände für den Wabenbau. Das sind vorgeprägte Wachsplatten, an denen die Bienen ihre Zellen bauen, woraus die Bienenwabe besteht.

Wachskauf ist Vertrauenssache und die Qualität schwer einzuschätzen. Um nur "sauberes" Wachs in meiner Honigmacherei zu verwenden, habe ich gleich zu Beginn meiner Imkerei Wachs von einer zertifizierten Bio-Imkerei aus der Region bezogen. Weiterhin kaufe ich nur Wachs dazu, für das mit einem Analysezertifikat die Rückstandsfreiheit belegt wird und das für Betriebe zugelassen ist, die sich in der Umstellung zur Bio-Imkerei befinden.

Nach zwölf Wochen saßen meine ersten Bienen nur noch auf diesem und ihren eigenen ausgebauten Waben. Das Wachs, auf dem die Bienen zu mir kamen, konnte ich aus den Beuten entfernen.

Darauf aufbauend möchte ich irgendwann meinen eigenen Wachskreislauf aufbauen, der mir erlaubt, nur das "junge" Wachs unserer eigenen Bienen zu verwenden. Dieses stammt aus Wachsresten, die bei der Honigernte anfallen. Wegen meiner keinen Völkerzahl wird das allerdings noch einige Jahre dauern.

Es ist mir wichtig, dass meine Bienen mindestens ein Drittel des Wabenbaus pro Jahr neu errichten. So kann ich die Hygiene im Bienenvolk fördern. Das alte und mehrmals bebrütete Wachs wird mit eventuell vorhandenen Krankheitserregern oder Verunreinigungen aus der Bienenwohnung entfernt und separat eingeschmolzen. Als wertvolles weiteres Naturprodukt meiner Bienen findet es dann irgendwann sein Ende als golden leuchtende und duftende Kerze.


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